In Norwegen genießt Skilanglauf einen sehr hohen Stellenwert und ist Volkssport. Tausende Kilometer Loipen werden im "Mutterland des Skilanglaufs" gespurt durch unbewohnte, einsame Gegenden. Gleichzeitig erlaubt das Gelände auch Touren abseits gespurter Strecken. Insgesamt war ich 360 Kilometer auf Langlaufski unterwegs, die ich an 11 Tagen zurückgelegt hatte.

Die hier beschriebene Langlauftour verläuft grob zwischen Oslo und Trondheim östlich an Lillehammer vorbei. Startpunkt war Gåsbu bei Hamar, Zielort war Folldal nördlich des Rondane-Gebirges. Die Tageslänge der Touren betrug 15 bis 55 Kilometer und hing stark vom Wetter, der Loipenspur und der Topographie ab. Die Tour verlief teilweise auf der berühmten Birkebeiner-Loipe (Birkebeinerløypa) sowie der Troll-Loipe (Troll løypa). Ein Teil der Strecke verläuft in den norwegischen Wäldern, ein Teil aber auch im Fjell oberhalb der Baumgrenze in weitläufiger Schnee- und Eislandschaft.

Ein Großteil der Strecke ist zumindest in der Hauptsaison im März und Anfang April bis Ostern herum maschinell gespurt. Gerade bei Neuschnee und unbeständigem Wetter muss aber auch mit einigen ungespurten Bereichen gerechnet werden. Norwegische Langlauftourenski sind hierfür am besten geeignet, da diese etwas breiter sind mit Stahlkanten. Ich hatte klassische Langlauf-Wachsski. Das war im Tiefschnee nicht optimal, aber insgesamt in Ordnung. Größere Gipfeltouren im Rondane-Gebirge sind mit diesen Ski natürlich nicht möglich. Die Durchquerung des Rondane-Gebirges sollte nur bei guten Witterungsbedingungen und entsprechender Langlauf-Erfahrung durchgeführt werden.

Für weniger erfahrene Skiläufer bietet sich Høvringen als Ziel an. Alternativ ist die Tour natürlich auch in umgekehrter Richtung von Nord nach Süd möglich und wird in dieser Richtung ab Høvringen häufiger gelaufen. Ein Vorteil der Nord-Süd-Variante ist, dass stärkere Winde meist eher aus nördlicher Richtung anzutreffen sind und man tendenziell dann eher mit Rückenwind laufen kann. Ein Vorteil der Süd-Nord-Route besteht darin, dass die landschaftlichen Highlights mit dem Rondane-Gebirge am Ende kommen.

norwegen1

Skitour durch Norwegen

Übersicht Tour Norwegen

Gesamtlänge:

299 km

Höhenlage:

530-1250 m

Schwierigkeitsgrad:

Schwer

Gespurt für:

insgesamt nur Klassik, Teilstrecken auch für Skating präpariert

Präparierte Strecke:

im Optimalfall 75% der Strecke maschinell gespurt

Streckentabelle Tour Norwegen

  Höhe Kilometer Station
1 520m 0 Gåsbu
2 640m 34 DNT-Hütte Halgutusveen
3 820m 64 Hotel Rustad, Sjusjøen
4 970m 80 Hotel Pellestova, Øyer
5 930m 122 DNT-Hütte Vetåbua
6 1140m 142 DNT-Hütte Jammerdalsbu
7 940m 162 Hotel Spidsbergseter, Venabygd
8 1020m 176 DNT-Hütte Eldåbu
9 1170m 214 DNT-Hütte Rondvassbu
10 810m 247 Fallet Nordre (private Hütte/Ferienhaus)
11 830m 299 Folldal (Unterkunft Gruvekroa nahe Bergbaumuseum)

Übernachtung in Hütten des Norwegischen Wandervereins DNT

Bei der Hälfte der Unterkünfte handelt es sich um Wanderhütten vom Norwegischen Wanderverein DNT oder örtlichen Wandervereinen, die über den DNT ebenfalls genutzt werden können. Ähnlich wie beim Deutschen Alpenverein ermöglicht die Mitgliedschaft eine vergünstigte Übernachtung in hunderten von Hütten, die sich vor allem in abgeschiedenen Gegenden in den Bergen befinden. Bereits von Deutschland aus kann man Mitglied werden. Auf der Internetseite des DNT findet man nähere Informationen - die Mitgliedschaft kostet rund 70 Euro im Jahr (bis 25 Jahre 30 Euro).

Als Mitglied ist man berechtigt einen Schlüssel auszuleihen, mit dem man in den unbewirtschafteten Hütten übernachten kann. In Hamar (oder auch Oslo und Lillehammer) gibt es ein Büro/Geschäft vom DNT bzw. dem örtlichen Wanderverein, bei dem ich den Schlüssel ausgeliehen und zusätzliche Wanderkarten gekauft habe. Es gibt auch bewirtschaftete Hütten - dies sind aber eher wenige und vor allem sind diese im Winter bis kurz vor Ostern auch oft unbewirtschaftet. Holz zum Heizen und zumeist Gas zum Kochen ist in den Hütten vorhanden. Einige Hütten bieten einen Lebensmittelvorrat, den man nutzen kann und entsprechend verbrauchte Güter später abrechnet. In den Hütten liegen entsprechende Zettel aus. Diese sind einschließlich der Angaben zu verbrauchten Lebensmitteln auszufüllen mit Angaben zur Kreditkarte. Die Preise können je nach Hütte variieren und liegen bei 25 bis 35 Euro pro Person und Nacht ohne Verpflegung. Ein Hüttenschlafsack ist erforderlich.

Einige Hütten können mittlerweile auch im voraus reserviert werden (Link). Eine Reservierung ist vor allem rund um Ostern empfehlenswert, bei größeren Gruppen und in einigen bekannten Hütten. Der DNT weist auf seiner Webseite darauf hin, dass eine Reservierung nicht erforderlich ist und jeder Gast im Zweifel irgendwo in der Hütte einen Schlafplatz finden kann.

Eine Übernachtung in der Hütte bedeutet natürlich, dass auf einige Annehmlichkeiten verzichtet werden muss. Elektizität zum Aufladen des Mobiltelefons ist nur selten vorhanden. Trockentoiletten befinden sich meist in separaten kleinen Hütten neben der Haupthütte. Bevor die Hütte warm ist, dauert es meist ein, zwei Stunden. Wasser muss in Form von Schnee zunächst geschmolzen werden. Jeder Gast ist für Sauberkeit der Hütte verantwortlich und sollte diese so verlassen wie er sie vorgefunden hat. In den Hütten trifft man auch andere Skiläufer - teilweise mit Langlaufski, teilweise mit alpinen Tourenski oder auch mit Hund und Schlitten.

Hotels, sonstige Unterkünfte und Verpflegung

Die Langlauftour führte durch sehr einsames Gebiet. Teilweise bin ich zwei Tage durch Gegenden gelaufen, ohne ein einziges bewohntes Haus zu passieren oder auch andere Skiläufer anzutreffen. Nach zwei Übernachtungen in einfachen Hütten war ich dann trotzdem froh in Hotels eine warme Dusche nehmen zu können und sofort ein vorgeheiztes Zimmer vorzufinden. Insgesamt gibt es entlang der beschriebenen Strecke nur wenige Hotels. Alternativ ist es auch möglich in privaten Hütten zu übernachten. Ab 4 Personen kann dies sogar günstiger sein als die Hütten des DNT. Gleichzeitig bieten diese Hütten zummindest in "belebteren" Gegenden auch fließendes Wasser und Elektrizität.

Im Gegensatz zu Deutschland, Tschechien oder auch dem Alpenraum ist den Skandinaviern eine Gasthaus-Kultur eher fremd. Es gibt entlang der Tour einige wenige Wanderhütten und Cafés mit einfacher Verpflegung wie Haferflockensuppe. Gasthäuser auch in den wenigen Ortschaften sind dagegen nicht oder fast nicht vorhanden. Verpflegung sollte daher immer ausreichend mitgenommen werden. In den Hotels wird Abendessen natürlich angeboten. Pensionen sind auch selten - meist sind dies Unterkünfte mit Zimmer und Gemeinschaftsküche, in denen abends und zum Frühstück eine selbstständige Verpflegung möglich ist. Für ein Einzelzimmer pro Nacht mit Frühstück im Hotel muss mit ca. 100-120 Euro gerechnet werden (Doppelzimmer ca. 170-210 EUR), in Folldal sind die Unterkünfte mit 60 bis 90 Euro pro Nacht günstiger. In Hamar habe ich über Airbnb eine Übernachtung gefunden. Insgesamt muss man in Norwegen mit in etwa doppelt so hohen Preisen wie in Deutschland rechnen (Umrechnungskurs März 2023: 1 EUR = 11 Norwegische Kronen).

An- und Abreise

Per Flug mit Langlaufski als Sondergepäck ging es von Berlin aus nach Oslo. Bei der Lufthansa sind Langlaufski im Normaltarif als Sondergepäck kostenlos dabei, andere Fluglinien wie z.B. Norwegian und Eurowings verlangen gesonderte Gebühren. Eine Anfahrt per Auto und Fähre lohnt sich eher bei voll besetztem Fahrzeug oder wenn man eh schon in Norddeutschland wohnt. Vom Fughafen nördlich von Oslo bin ich mit dem Zug direkt nach Hamar gefahren. Zugtickets mit Zugbindung sind um die Hälfte günstiger, wenn man diese im Internet mindestens zwei, drei Tage im voraus bucht. Hamar selbst bietet ein Büro des örtlichen Wandervereins (zum Ausleihen des Hüttenschlüssels) und Einkaufsmöglichkeiten. Ab Hamar kann man bei guter Schneelage direkt per Ski starten. Das eigentliche Loipengebiet ist etwas höher gelegen und mit dem Bus gut erreichbar. Vom Zielort Folldal aus bin ich mit dem Bus nach Alvdal gefahren. Ab Alvdal besteht eine Zugverbindung über Hamar zurück zum Flughafen.

Weitere Tipps zur Tour durch Norwegen

Loipenkarte auf dem Smartphone: Die App Norgeskart ist sehr empfehlenswert mit detaillierten topographischen Karten, die offline gespeichert werden können. Mittels Map Layer "Pistes" werden die Loipen von OpenSnowMap mit angezeigt. Alternativ kann ich für Norwegen auch die App Mapy.cz empfehlen.
Aktuelle Loipeninformationen: Die App bzw. Webseite Skisporet.no integriert sämtliche norwegischen Loipengebiete und zeigt in Echtzeit an, wo welche Loipen zuletzt gespurt wurden. Die Angaben sind ziemlich akkurat und hilfreich. Nach Neuschnee wird nicht jede Loipe sofort neu gespurt. Teilweise habe ich die Strecke kurzfristig umgeplant, um in gespurter Loipe laufen zu können. Die App benötigt Datenvolumen. Die Netzabdeckung ist zwar prinzipiell auch in den Bergen sehr gut, aber Offline-Karten (siehe oben) sichern einen nochmals zusätzlich ab. Kosten spielen keine Rolle, da Norwegen auch die Roamingvereinbarungen der EU umsetzt. Achtung: Einzelne Langlaufgebiete sind nicht bei Skisporet.no sondern veröffentlichen auf Løyper.net den aktuellen Status (hauptsächlich aus Kostengründen). Das betrifft Stand März 2023 das Gebiet rund um Venabygdsfjellet.
Wo befinden sich die DNT-Hütten? Die App bzw. Webseite Ut.no bietet genaue Informationen zu den einzelnen Hütten, deren Lage und Ausstattung.
Wetter: Die Webseite Yr.no bietet detaillierte Wettervorhersagen für Norwegen.
ÖPNV: Fahrpläne/-zeiten sind auf En-tur.no verfügbar. Buchungen für die Bahn können über Vy.no vorgenommen werden.
Ausrüstung: Bei einer Langlauftour mit Gepäck sollte gut geplant werden, was alles mitgenommen werden muss. 12 Kilogramm sind für die meisten kein Problem, bei über 15 Kilogramm kann das Gepäck aber schnell zur Last werden. Vor allem sinkt man bei Tiefschnee noch mehr ein. Bis Mitte März ist sehr kaltes Wetter möglich. Besonders oberhalb der Baumgrenze im Fjell kann es bei Wind sehr unangenehm werden. Eine Rettungsdecke sollte für den Notfall mitgeführt werden. Eine Stirnlampe sollte ebenfalls mitgeführt werden. Aufgrund kaum vorhandener Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten entlang der Strecke ist ausreichend Essen und Getränke mitzunehmen. Auf den Webseiten des DNT sind detaillierte Packlisten beschrieben. Wie bereits erwähnt sind norwegische Langlauftourenski mit Stahlkanten am besten geeignet, normale Langlaufski sind auf den meisten Streckenteilen und entsprechenden Schneebedingungen aber auch gut nutzbar. Gamaschen sind bei Standard-Langlaufschuhen im ungespurten Gelände sehr wichtig.
Streckenplanung: Bereits im Vorfeld sollte man sich grob überlegen, welche Übernachtungsmöglichkeiten infrage kommen und welche Streckenlänge bei der zur Verfügung stehenden Anzahl an Tagen realistisch ist. Die gewählte Aufteilung erfolgte bei mir meist kurzfristig auf Basis der Wetterlage und soll nur eine Orientierung darstellen. Abgesehen von den Tagen um Ostern sollten Schlafplätze in den Hütten ausreichend vorhanden sein, solange man nicht in größerer Gruppe unterwegs ist. Bei schlechter Wetterlage sollte man nicht scheuen, die Strecke doch anders aufzuteilen oder einen Tag in der Hütte zu pausieren. Beste Reisezeit für Skilanglauftouren in Norwegen ist März und bei guter Schneelage April. Besonders im Dezember und Januar reicht das Tageslicht nicht für lange Touren.
Papierkarten: Die kalten Temperaturen waren teilweise zu viel für den Akku meines damaligen Mobiltelefons in 2016. Zudem konnte ich nicht täglich neu aufladen, weil in den Hütten kein Strom vorhanden war. Ein Akku-Pack hilft sicherlich. Apps mit Offline-Karten sind ebenso sinnvoll. Zusätzlich sind Papierkarten und ggf. Kompass wichtige Begleiter. Papierkarten vom DNT enthalten auch die meisten Loipen, die Preise pro Karte von knapp 20 Euro sind jedoch deutlich höher als gewöhnlich in Deutschland. Alle Loipen sind nicht immer enthalten und skisporet.no bietet im Zweifel die genausten Angaben.

Folgende Karten braucht man für die hier beschriebene Tour:
1. Hedmarksvidda DNT Turkart i plast (Nr. 2511)
2. Øyer - Lillehammer DNT Turkart (Nr. 2495)
3. Ringebu DNT Turkart i plast (Nr. 2509)
4. Rondane Sør DNT Turkart (Nr. 2521)
5. Rondane Nord DNT Turkart (Nr. 2523)

norwegen3

Skilanglaufloipe am Rondane-Gebirge

Die einzelnen Etappen

Tag 1: Mit dem Bus ging es früh nach Gåsbu unmittelbar am Loipeneinstieg. Im Loipengebiet nördlich von Gåsbu sind verschiedene Wege möglich bis zur Hütte Malia. Es ist eine Einkehrmöglichkeit des Wandervereins mit warmen Getränken und einfachen Speisen. Gegenüber dem Vortag war es deutlich milder geworden. Das Wetter war neblig mit nassem Neuschnee, teilweise mit Regen vermischt. Weiter nördlich von Malia war nicht frisch gespurt, jedoch sank man nicht stark ein. Die Loipe verläuft an diesem Tag noch komplett unterhalb der Baumgrenze in den weiten norwegischen Wäldern. Rund um den Brumundskampen passiert man ein paar Ferienhäuser und die Loipe wurde wieder erkennbar. Ab Lavlia war nicht mehr gespurt. Die Strecke bis Sjusjøen ist erst ab März maschinell präpariert, jedoch nicht im Februar. Um nicht vollkommen im eineinhalb Meter hohen, nassen Tiefschnee zu versinken habe ich die geräumte, aber nicht gestreute Straße genommen bis Bringbusaetra. Auf der leicht überfrorenen Straße kam ich gut voran, nur ein einziges Auto kam mir entgegen. Ab Bringbusaetra ging es durch tiefen Schnee bis zur DNT-Hütte Halgutusveen. Auch diese Strecke ist ab März wohl gespurt. Ich war dagegen laut Gästebuch der erste Übernachtungsgast in der Hütte seit 3 Monaten. Die Hütte ist sehr klein und einfach eingerichtet ohne Verpflegungsvorrat. Gas funktionierte nicht, aber auf dem Ofen konnte ich kochen. Wer sich die komplette Strecke bis Halgutusveen an einem Tag nicht zutraut, kann in der Hütte Sandfløten übernachten.

Tag 2: In der Nacht hat es zuerst kräftig geschneit, dann geregnet. Der Weg führt bergauf zunächst durch den Wald bis zur Baumgrenze, danach mittels Holzstangenmarkierung bis zur Birkebeiner-Loipe, auf der der bekannteste Volkslauf im Skilanglauf in Norwegen stattfindet. Immer wieder bin ich einen halben Meter und mehr im Schnee eingesunken. Bis zur Birkebeiner-Loipe bergauf habe ich sehr viel Zeit verbraucht. Auf der Birkbeiner-Loipe, die an dem Tag auch zunächst nicht frisch präpariert war, ging es nun nach Westen Richtung Lillehammer. Ab Kuoya war dann gut gespurt bis Sjusjøen. Die letzten Kilometer habe ich im Dunkeln mit Stirnlampe zurückgelegt. Das Hotel Rustad war sehr gut besucht mit sehr schöner Ausstattung inkl. Wachs-/Skiraum. Eine voherige Reservierung ist anratenswert. Es gibt aber auch alternative Übernachtungsmöglichkeiten in Sjusjøen.

Tag 3: In der Nacht hat es kräftig geschneit. Auch jetzt schneit es noch etwas. Die Temperaturen liegen leicht unter Null Grad. Mit dem Skiwachs ist das daher an diesem Tag nicht so einfach. In Sjusjøen gibt es einen kleinen Supermarkt, wo ich noch Verpflegung kaufen konnte. Trotz des anhaltenden Schneefalls war bis kurz hinter Nordseter ganz gut gespurt. In Nordseter gibt es auch ein Cafe als Einkehrmöglichkeit. Gleichzeitig war dieses Gebiet auch der am stärksten frequentierte Loipenabschnitt der gesamten Skitour. Die Loipe verlief ungefähr in Höhe der Baumgrenze. Die letzten 6 Kilometer bis zum Hotel Pellestova ging es dann durch den tiefen Neuschnee südlich am zugefrorenen See Reinsvatnet vorbei. Das recht große Hotel Pellestova liegt in sehr einsamer Gegend. Im Gegensatz zum Hotel Rustad war ich hier fast der einzige Gast.

Tag 4: Endlich besseres Wetter, wenn auch noch keine Sonne. Die Loipe ab dem Hotel ist frisch gespurt. Die Troll-Loipe weiter östlich liegt noch unter tiefem Neuschnee vergraben, daher wähle ich eine westliche Variante am Rande der Hochfläche sozusagen näher an der Zivilisation. Zunächst quert man einige Skipisten vom Skigebiet Hafjell. Nach ein paar Kilometern ist die Loipe dann nicht mehr frisch gespurt, nach Steinsaetra wird das Vorankommen zunehmend schwierig. Die Hütte Djupslia erschien mir zu weit abseits der Route zu liegen. Daher bin ich dann noch die komplette Strecke bis zur Hütte Ventabua durch tiefen Schnee gelaufen, die letzten 12 Kilometer dann auf der Troll-Loipe. Teilweise passiert man noch einzelne im Winter verlassene Bauernhäuser oder private Ferienhütten. Die beiden Hütten Ventabua (Haupthütte und Nebenhütte) liegen dann mitten in den Bergen in Höhe der Baumgrenze.

Tag 5: Der Tag begint mit herrlichem Sonnenschein. Nach der langen Tour am Vortag starte ich recht spät die vermeintlich kurze Strecke bis zur Hütte Jammerdalsbu. Ich treffe keinen anderen Langläufer, aber der Loipenbully fährt vorbei und präpariert die nächsten Kilometer der Troll-Loipe. Somit bleibe ich zunächst auch weiter westlich als ursprünglich geplant. Nachdem der Loipenbully umgedreht ist und bis Oksendalen nicht gespurt ist, entscheide ich mich dann für die kürzere Strecke über die Berge. Die Strecke wird nicht maschinell präpariert, aber am Vortag waren Skilanglaufer diese Strecke entlang gelaufen. Der Wind frischte leider immer mehr auf, sodass ein Vorankommen zunehmend schwierig wurde. Holzstangen markieren den Weg in einer Gegend ohne Bäume und Sträucher. Die Hütte habe ich bei Dämmerung dann erreicht. Auch Jammerdalsbu besteht aus zwei Hütten in einer Senke oberhalb der Baumgrenze. In der Nacht herrschte stürmischer Wind. Eine alternative Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeit bei südwestlicherer Route auf der Troll-Loipe bietet das "Friisvegen turistsenter Måsåplassen".

norwegen4

Bizarre Winterlandschaft

Tag 6: Der Wind hat den Schnee stark verfrachtet. Zumindest war dadurch nur noch an einzelnen Punkten ein starkes Einsinken gegeben. Der Weg ist weiterhin mit Holzstangen markiert. Starker, eisiger Gegenwind erschwert ein Vorankommen. Einzelne Senken und Sträucher bieten kurzzeitigen Schutz vor dem Wind sowie die Möglichkeit die Landschaft zu genießen. Theoretisch ist dieser Abschnitt auch großteils maschinell gespurt, bei dem Wind wird jedoch nicht neu präpariert. Mit Venabygd wird erstmals wieder eine bewohnte Siedlung erreicht. Von einem meiner Langlaufschuhe löst sich die Sohle. Im Hotel Spidsbergseter, welches Schwimmbecken, Sauna und sehr gutes Abendessen bietet, kann ich alte Leihschuhe kaufen, um die Tour fortsetzen zu können. Im Ort etwas weiter südlich gibt es weitere Übernachtungsmöglichkeiten. Zudem ist auch eine Übernachtung in der DNT-Hütte Veslefjellbua direkt an der Troll-Loipe möglich, die komplett neu gebaut wurde (die Hütte Gråhøgdbu gibt es nicht mehr, Stand 03/2023).

Tag 7: Vom Wind her ist es der schlimmste Tag. Es weht ein stümischer Wind aus nördlichen Richtungen. Daher sind auch an diesem Tag nur 15 Kilometer drin bis zur Hütte Eldåbu. Es gibt keine Sträucher, geschweige denn Bäume, die den Wind in irgendeiner Form einbremsen. Erst unmittelbar bei der Hütte ist es etwas geschützt. Andere Skitourengänger aus Holland sind bereits in der Hütte. Am Abend lässt der Wind nach.

Tag 8: Das Wetter ist optimal, wenn auch zunächst noch mit bedecktem Himmel. Nach individueller Routenführung durch eine Senke geht es dann auf der Höhe entlang. Anschließend folge ich einer Motorschlittenspur bergab ins Tal, da Skitourenfahrer in der Eldåbu-Hütte davon berichtet hatten, dass der Hauptwanderweg mit klassischen Langlaufski durch den verfrachteten Schnee mit meterhohen Schneewehen schwierig zu nehmen ist (an wenigen Tagen im Jahr ist durchgehend gespurt). Am Ende der anspruchsvollen Abfahrt geht es dann auf gespurten Loipen bis Mysuseter. Durch einen Stockbruch bin ich leider wieder ausgebremst. Der kleine Minmarkt in Mysuseter verkauft zum Glück auch Skistöcke. Nebenan gibt es zudem ein Cafe mit Kuchen und ein paar warmen Speisen. Die letzten Kilometer geht es dann geradewegs ins Rondane-Gebirge bei traumhaftem Wetter. Das Panorama ist einzigartig. Direkt an einem im Winter zugefrorenen See befindet sich die DNT-Hütte Rondvassu - im Sommer und Richtung Ostern auch als bewirtschaftete Hütte. Wem die Tagesetappe zu lang ist, kann in Mysuseter zwischenübernachten.

Tag 9: Ich durchquere das Rondane-Gebirge vorbei an den über 2000 Meter hohen Bergen. Im Gebirge und auf der Nordseite liegt deutlich weniger Schnee als an den Vortagen. Gespurte Loipen gibt es in diesem völlig einsamen Gebiet nicht. Zunächst laufe ich über den zugefrorenen See Rondvatnet, später dann suche ich einen gut fahrbaren Weg mit genug Schnee in der Senke zwischen den Bergen. Später passiere ich die privaten Hütten von Dørålseter, die zu diesem Zeitpunkt alle geschlossen waren. Eine Übernachtung ist wahrscheinlich erst ab März/April zu Ostern möglich. Im Anschluss war die Schneeauflage teilweise sehr gering, kurzzeitig musste ich die Ski tragen. Bei Blaesterdalen war nun erstmals wieder ein bewohntes Haus zu sehen. Hier war auch die Schneelage wieder besser. Anschließend führte eine einfache Loipe bis Fallet. Der Bauernhof Fallet Nordre bietet mehrere, sehr schöne Hütten zur Übernachtung an.

Tag 10: Nachdem an den Vortagen viel ungespurtes Gelände dabei war, wollte ich zum Abschluss nochmals maschinell präparierte Loipen genießen. Rund um das Tal von Folldal sind Loipen gespurt. Touristen verirren sich hier im Winter kaum hin. Die Strecke beinhaltete einige anspruchsvolle Abfahrten. Wunderschöne Aussichten auf die umliegenden Berge boten nochmals einen schönen Abschluss der Langlauftour. Ziel war Folldal nahe des Besucherbergwerks. Es war mit 55 Kilometern die längste Tagesetappe. Im Ort läuft vor mir ein großer Elch über die Straße.

Tag 11: Ursprünglich war noch eine Weiterfahrt bis Grimsbu geplant. Letztlich war ich aber nochmals mehr in der anderen Richtung vom Vortag unterwegs. Am Abend ging es dann mit dem Bus nach Alvdal.

Insgesamt waren es für mich 360 Kilometer. Im downloadbaren GPX-File sind ein paar Umwege sowie die Strecke von Tag 11 nicht enthalten.

norwegen2

Eine Reise durch Eis und Schnee